Grundsatzprogramm der CDU. Schwulissimo meint „Klares Bekenntnis zur Ehe für alle und für LGBTI*-Gleichberechtigung“
Echt?
„Allerdings betont die CDU auch: „Wir respektieren die Vielfalt sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identität. Einen ideologischen Genderbegriff lehnen wir ab. Das biologische Geschlecht ist eine naturwissenschaftliche Tatsache und nicht veränderbar. Deshalb halten wir an der rechtlichen Unterscheidung der beiden biologischen Geschlechter fest.“
...
„So bekräftigt die Partei abschließend auch, sich für eine geschlechtergerechte Sprache, aber gegen einen Gender-Zwang einzusetzen. In staatlichen Einrichtungen und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk solle „keine grammatikalisch falsche Gender-Sprache“ verwendet werden."
Mit anderen Worten, sie
- ignoriert die Anerkennung nichtbinärer Geschlechtsidentitäten (also das BVerfG und den Stand der Wissenschaften)
- setzt auf Biologismus, statt auf das gelebte Geschlecht (sich auf Biologie der "beiden" Geschlechter berufen und trans Personen unterstützen geht einfach nicht(1))
- von einer Veränderung des biologischen Geschlechts ist überhaupt nicht die Rede; allerdings weiss die Biologie seit langem, dass es nicht "das" Geschlecht gibt, sondern mehrere vergeschlechtlichte Parameter - die alle nichts mit dem empfundenen, gelebten und rechtlichen Geschlecht zu tun haben
- behauptet, Gender sei "ideologisch" (die Existenz sozialer Geschlechter ist eine wissenschaftliche Tatsache)
- behauptet einen Gender-Zwang, der nirgendwo gefordert wurde, geschweige denn existiert
- will nichtbinäre Menschen offenbar sprachlich ausschliessen, mindestens aber unsichtbar machen
- stellt sich gegen die Weiterentwicklung und freie Entfaltung der Sprache
Es bleibt also dabei: Diese Partei hat für TIN-Personen nichts anzubieten, nicht mal den Status Quo, hinter den sie offenabr gerne zurück will. Eine CxU-Regierung wird keinerlei Verbesserungen bringen, zB bei der Umsetzung der Leitlinien für Erwachsene und KuJ (hier ist Gesetzgebung gefordert), Gleichstellung aller Geschlechter, Präzisierungen und Verbesserungen des Selbstbestimmungsgesetzes, Elternschafts- und Abstammungsrecht für nicht cis/hetero/binär/endo/mono Beziehungen und Menschen, usw.
Ich persönlich bin sogar der Ansicht, dass die CxU für die anstehenden Großprobleme und systemischen Modernisierungschulden überhaupt nichts anzubieten hat. Stattdessen beschäftigt sie sich ausschliesslich mit blindem "weiter so" und populistischen Ablenkungsthemen. EIne Partei der Ignoranz und Arroganz. Wenn ich dieses Plakat "Freiheit" sehe, ergänzt mein Hirn automatisch "... zur Rücksichtslosigkeit".
(1) aus dem Satz mit der "rechtlichen Unterscheidung der beiden biologischen Geschlechter" lassen sich auch mühelos "bathroom bills" (Betretungsverbote für trans Personen in zweigegenderten Räumen) usw. ableiten.
Jaddy
Als Antwort auf Jaddy • •Schöner Kommentar auch von Nora Eckert bei queer.de, die auch andere kritischen Betrachtungen referenziert.
Sehr gut: „Doch dann setzt sich der kulturkämpferische Ton durch, wo behauptet wird, Identitätspolitik spalte. Ist denn wirklich niemandem aufgegangen, wer von Leitkultur spricht, der denkt auch nur identitätspolitisch?“
Und natürlich sind Gleichberechtigung und Gleichstellung nicht das gleiche. Der Unterschied ist mehr als nur „Wortklauberei“ (Julia Klöckner). Gleiche Rechte nützen benachteiligten Menschen gar nichts, wenn sie diese aufgrund von systemischen und persönlichen Gründen nicht durchsetzen können. Deshalb braucht es aktive Gleichstellungsanstrengungen. Es strapaziert meinen Glauben an Hanlon’s Razor schon sehr, da keine Absicht zu sehen.
That Frisian Girl-ish
Als Antwort auf Jaddy • • •Jaddy mag das.