Ah, ich bin da wieder in eine "Debatte" gerutscht mit dem Tenor
"Die Kernkraft macht uns klimaneutral!!1!!elf!"
Äh, nunja.
Ich hab da heute was gefunden. Einen aktuellen Vortrag von Volker Quaschning an der TU München im Dezember 2023:
Besonders hübsch ab Minute 38:54: Um den "fossilen Rest" unseres deutschen Primärenergiebedarfs durch Kernenergie zu decken, müssten nach seiner Rechnung in D ca. 200 neue AKWs gebaut werden. Es waren mal 19 (kommerzielle) AKWs, aber die müssten erst jahrelang grundüberholt werden, weil sie nach dem Ausstiegsbeschluss auf Verschleiss gefahren wurden.
Ich hab das mal nachgerechnet. Fossile Primärenergie in D (2640 TWh/a) / typische Jahresleistung pro AKW (7-8 TWh/a) ~= 350 AKWs. Ich denke, er hat da schon erhebliche Einsparpotenziale berücksichtigt, wie z.B. E-Autos und Wärmepumpen statt Verbrennern. Die 200 sind also schon bestimmt schon inklusive vollständiger Elektrifizierung.
Also mindestens neue 200 AKWs in D(1). Quaschning: "Bayern hat ein Fünftel der Landesfläche Deutschlands, das bedeutet, wir brauchen 40 neue Kernkraftwerke in Bayern".
Auch Frankreich müsste 200 weitere bauen (zu den 56), Polen 145, selbst in Dänemark 14,5, usw.
In der gesamten EU müssten insgesamt ~1700 AKWs gebaut und in Betrieb genommen werden. Und zwar innerhalb der nächsten 15-20 Jahre. Weltweit sind aktuell gerade mal 442 Kernreaktoren am Netz.
Also mal vom Ressourcenbedarf abgesehen, Fachkräften, der Produktionskapazität von Uran und Brennstäben usw.usf. wäre allein die Durchsetzbarkeit wohl kaum gegeben, wenn alle plötzlich in Sichtweite einer Atomanlage leben würden. Nicht mal in Frankreich und wohl auch nicht in Bayern.
.
(1) Achso, falls wer kommt mit "aber doch nur für Strom": 1. Die Fossilen in Verkehr und Heizung (privat und Industrie) machen 54% der Emissionen aus. Müssen also auch irgendwie durch Strom o.ä. ersetzt werden. 2. selbst für "nur Strom" müssten in D 68 neue AKWs gebaut werden.
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ClemensG, crossgolf_rebel - kostenlose Kwalitätsposts, Resistanzki, acid, Superdupermuede 🔋⚡️ und Rebecca Cotton-Weinhold haben dies geteilt.
Jaddy
Unbekannter Ursprungsbeitrag • •@Sterbeprozess
Auf jeden Fall!
Ich hatte das auch mal gegenüber gestellt. In der Diskussion hiess es, dass "alle anderen jetzt EPR bauen" würden. Ein AKW-Modell aus Frankreich, das in Finnland jeglichen Finanzrahmen gesprengt hat und in UK auch.
Das UK Ding, Hinkley Point C, hab ich mir angesehen. Die Baukosten sind von 16 auf 37 Milliarden Euro gestiegen. Schon bei der Planung war klar, dass das Kraftwerk bei einem Preis von unter 90 Pfund/MWh Verluste schreiben würde. Die Regierung Cameron sicherte deshalb "für 35 Jahre ab Inbetriebnahme eine garantierte Einspeisevergütung in Höhe von 92,5 Pfund/MWh plus einem jährlichen Inflationsausgleich auf Preisbasis 2012 zu (derzeit 107 Euro/MWh).
Mit Stand September 2023 würde die Einspeisevergütung bereits 128,09 Pfund/MWh bzw. 147,27 €/MWh (14,7 ct/KWh) betragen. ...
Sollten die Kernreaktoren aufgrund ausschließlich politischer Umstä
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Auf jeden Fall!
Ich hatte das auch mal gegenüber gestellt. In der Diskussion hiess es, dass "alle anderen jetzt EPR bauen" würden. Ein AKW-Modell aus Frankreich, das in Finnland jeglichen Finanzrahmen gesprengt hat und in UK auch.
Das UK Ding, Hinkley Point C, hab ich mir angesehen. Die Baukosten sind von 16 auf 37 Milliarden Euro gestiegen. Schon bei der Planung war klar, dass das Kraftwerk bei einem Preis von unter 90 Pfund/MWh Verluste schreiben würde. Die Regierung Cameron sicherte deshalb "für 35 Jahre ab Inbetriebnahme eine garantierte Einspeisevergütung in Höhe von 92,5 Pfund/MWh plus einem jährlichen Inflationsausgleich auf Preisbasis 2012 zu (derzeit 107 Euro/MWh).
Mit Stand September 2023 würde die Einspeisevergütung bereits 128,09 Pfund/MWh bzw. 147,27 €/MWh (14,7 ct/KWh) betragen. ...
Sollten die Kernreaktoren aufgrund ausschließlich politischer Umstände abgeschaltet werden müssen, werden die Betreiber für den entgangenen Ertragsausfall durch die Regierung finanziell entschädigt." (Wiki)
D.h. die Betreibenden ahnen wohl schon, dass sie keine 60 Jahre lang produzieren werden. Insgesamt fördert die UK Regierung Hinkley Point C mit ~100 Milliarden Euro. Dies und die Abnahmegarantie kommen aus Steuergeldern und gehört eigentlich auf die Stromrechnung.
Durchschnittlicher Großhandelspreis in D 2023: 95€/MWh, wobei Fossilstrom der teuerste Anteil ist. Je mehr Erneuerbare, desto billiger - eigentlich(1).
Ich hab also mal eine wirklich schräge und daumenbreite Gegenrechnung aufgemacht: Eine aktuell käufliche Hausanlage der Größenordnung 10kWp(2) kommt auf umgerechnete Kosten von 50-70 €/MWh. Das sind keine kommerziellen Großanlagen, die noch effektiver sind. Für 100 Mia Euro hätte UK sich 5 Millionen solcher Anlagen einfach verschenken können. Das wären 500 GWp und ca 50 TWh/a. Hinkley Point C wird 3,8 GWp liefern. Falls es je fertig wird. Bei bester Verfügbarkeit (~80%) sind das 26,6 TWh/a, also etwas mehr als die Hälfte. In Frankreich war die Verfügbarkeit 2023 bei unter 50%...
Ein Niedrigzins-Förderprogramm für private PV-Installationen wäre also viel billiger gewesen, schneller, dezentraler, ausfallsicherer, Netze entlastend, Strompreis senkend, usw.
(1) Das Merit-Order-Prinzip zum Schutz der Fossilen: de.wikipedia.org/wiki/Merit-Or… Auch schön erklärt von der Anstalt: Video und Faktencheck unter zdf.de/comedy/die-anstalt/d ... 2-100.html
(2) lässt sich zB bei e-on schlüsselfertig kaufen. 18500€, 57m^2, 10 kWp, ~10 MWh/a. Betriebsdauer 30-40 Jahre praktisch wartungsfrei. Ertrag also mindestens 300 MWh, macht 61 €/MWh, umgerechnet 6,1 ct/kWh. Da ist also zum Endverbrauchspreis noch jede Menge Luft für Speicher, Finanzierung, usw.