Warum ich einige aktivistische, eigentlich kluge Menschen seit längerem nicht mehr lese, Symbolbild: zusammenkunft.net/@Mela/111388…
Dieser „Schamane" mag ein seltsamer Mensch sein, vielleicht sogar tatsächlich mehr oder weniger was gegen queere Menschen haben, aber gleich mit der ersten Reaktion - „Troll“, „queerfeindlich“, „ideologisch verblendeter Vollpfosten“ - ist alles vorbei.
Natürlich wird es mit dieser Person keinen irgendwie positiven Austausch geben. Das ist eigentlich fast egal.
Schlimmer finde ich, dass auch andere, die aus unwissendem Interesse auf die Frage schauen, sich garantiert abwenden. Entweder "dafür" zu sein oder „ideologisch verblendeter Vollpfosten" lässt keinen Raum für Fragen oder Unwissenheit.
Hanlon’s Razor gilt bei sehr vielen queeren Themen. Mindestens 80% der Bevölkerung hat ziemlich null Ahnung von queerer Realität, Problemen, Bedarfen. Selbst wenn sie „jemanden kennen“ oder mal queere Menschen im Fernsehen gesehen haben(1).
Diese 80% sind nicht per se queerfeindlich, sondern uninformiert. Deshalb machen sie Fehler und stellen Fragen, die „wir" schon x-mal gehört und beantwortet haben, und auf die wir wirklich keine Lust mehr haben.
Ich sass mal auf einem Podium, um Fragen zur Dritten Option zu beantworten. Und die wichtigsten Fragen aus dem Publikum waren: „Wie soll man euch denn ansprechen" und „auf welches Klo geht ihr“.
Ich hab nur die Augen verdreht. Das sollte doch eigentlich geklärt sein und meine wirklichen Probleme sind ganz andere. Können wir bitte endlich mal darüber sprechen?
Natürlich lag ich falsch. Natürlich sind Alltagsanrede und Klos (gegenderte Räume) die ersten Fragen, weil es um den unmittelbaren Kontakt geht.
Mit diesen Basics müssen wir selbst 2023 immer wieder von vorne anfangen. Bei allen Buchstaben des queeren Alphabets.
Es hat überhaupt keinen Wert, sofort von Feindlichkeit auszugehen und mit der größten Keule drauf zu hauen.
Wie gesagt: Die andere Person mag negativ bis feindlich eingestellt sein. Anhand des Posts oben nicht klar. Aber weder sie noch zufällig Mitlesende werden von der Keule besser. Schon gar nicht in öffentlich sichtbarer Konversation.
Wenn die erste und beste Reaktion auf eine solche Frage Konfrontation und Freund-Feind-Denke ist: Am besten tief durchatmen und nicht abschicken.
Also, warum sind so viele Deutsche für die Homoehe? Weil sie fair und empathisch sind und Menschen, die sich lieben und füreinander sorgen wollen die gleichen Rechte gönnen, wie allen anderen. Weil Ehe eben nicht nur zum Kinderkriegen da ist, sondern als Lebensgemeinschaft und staatliche Unterstützung für Kinder unabhängig vom Ehestatus sein sollte, denn da geht es um die Kinder, nicht um die Eltern. Fertig.
(1) das gilt sogar für viele Queers bzgl ihrer mit-Queers. Gestern gesehen in "deep & deutlich" ab 10:40: Ricardo Simonetti berichtet von massiver erlebter Queerfeindlichkeit und ein andere schwuler weisser (junger) Mann hat nichts davon erlebt.
Nuff said:
stevE 🌼
Als Antwort auf Jaddy • • •Jaddy
Als Antwort auf stevE 🌼 • •@stevE 🌼
😊
Danke für die Frage :)
Zunächst einmal: Ich persönlich schätze am meisten das Bemühen. Auch wenn das Ergebnis nicht perfekt ist. Es zeigt, dass sich wer Gedanken macht und respektvoll handeln will.
Bei "Lieb“ nehm ich also alles, was nicht "Liebe“, "Lieber“, "Liebes" ist (weil er/sie/es, der/die/das eben alle falsch sind).
Zum Beispiel Lieb, Lieb*, Liebx, Lieby. Liebe*r geht auch irgendwie(1). Schriftlich ist gar nicht so wichtig, wie es klingt :)
Lieben und Liebens sind neu. Vielen Dank für die Idee. Liebens wäre vermutlich grammatisch besser.
Grundsätzlich lässt sich mE nicht eindeutig von Pronomen auf genus-/genderdifferenzierte Adjektive schliessen. Da spielen und experimentieren wir alle noch. Mal sehen, was sich durchsetzen wird.
Für neutrale schriftliche Anrede zB in Mails empfiehlt die Dudenredaktion(2) „Guten Tag, vor
... mehr anzeigen@stevE 🌼
😊
Danke für die Frage :)
Zunächst einmal: Ich persönlich schätze am meisten das Bemühen. Auch wenn das Ergebnis nicht perfekt ist. Es zeigt, dass sich wer Gedanken macht und respektvoll handeln will.
Bei "Lieb“ nehm ich also alles, was nicht "Liebe“, "Lieber“, "Liebes" ist (weil er/sie/es, der/die/das eben alle falsch sind).
Zum Beispiel Lieb, Lieb*, Liebx, Lieby. Liebe*r geht auch irgendwie(1). Schriftlich ist gar nicht so wichtig, wie es klingt :)
Lieben und Liebens sind neu. Vielen Dank für die Idee. Liebens wäre vermutlich grammatisch besser.
Grundsätzlich lässt sich mE nicht eindeutig von Pronomen auf genus-/genderdifferenzierte Adjektive schliessen. Da spielen und experimentieren wir alle noch. Mal sehen, was sich durchsetzen wird.
Für neutrale schriftliche Anrede zB in Mails empfiehlt die Dudenredaktion(2) „Guten Tag, vorname nachname“. Informell auch "Hallo vorname“.
(1) Liebe*r fühlt sich etwas seltsam an, weil Sternchen inklusiv sind, ich aber nicht alle bin. Das wäre bei einer unbestimmten Anrede aber sehr gut: Liebe*r Leser*in.
(2) duden.de/sprachwissen/sprachra…
stevE 🌼
Als Antwort auf Jaddy • • •vielen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort!
Ich glaube mein Favorit für die persönliche Anrede wird "Lieb" da es mich irgendwie an sehr alte Gedichte/Liedgut erinnert oder "Lieby" weil es für mich (entgendernd) am einfachsten ist.
Jaddy mag das.
Jona Enby
Als Antwort auf Jaddy • • •Aber bei dem Post einer so formulierten Frage in einer sozialen Netzwerk? (Ist das Twitter?) Fragt sich, ob eins da überhaupt "richtig" drauf reagieren kann. Aber für mich ist schon klar, dass nicht immer Freundlichkeit und "konstruktive Diskussion" die richtige Antwort sein müssen. Ich finde es gibt auch ein Recht auf Wut, je nach Positionierung der sprechenden Person im Bezug auf gesellschaftliche Machtverhältnisse. Und ich glaube eben nicht, dass diese Wut bei Mitlesenden vorrangig zu einer Entsolidarisierung führt. Ein authentischer Ausdruck auch dieses Gefühls kann durchaus zu einer Identifikation mit der sprechenden Person führen.
Jaddy mag das.