@buten un binnen (inoffiz. Bot)

ehrlich jetzt, b&b? (OK sie lesen hier nicht mit (bot), aber ich glaube, ich sende ihnen dies hier auch noch als Mail.

Hier werden ausschliesslich Bauchgefühle abgefragt, denn ausser unmittelbar mit Migration befassten Menschen dürfte kaum irgendwer ausreichende Kenntnisse für eine qualifizierte Ansicht haben.

Schlimmer noch: Es werden aktuelle Ideen zu neuen Fiesheiten abgefragt, über deren Notwendigkeit, Wirksamkeit, Nebenwirkungen, Rechtmässigkeit, usw. unbeteiligte Unkundige noch viel weniger wissen.

Und schliesslich wird völlig subjektive Sorge abgefragt.

Was fehlt? Zum Beispiel Fragen, wer sich überfordert fühlt von der hitzigen, hochgepushten "Debatte“. Wer sich aufgrund eigener Unterinformiertheit (s.o.) keine Meinung zutraut. Wen die Forderungen nach immer härteren und fieseren Maßnahmen abschrecken oder anekeln. Wer kein Problem mit und keine negativen Gefühle gegenüber Geflüchteten im Umfeld hat, sich aktiv engagiert, positive Erfahrungen gemacht hat.

Denn was wird dann im Ergebnis-Artikel stehen? Im Prinzip nur „So bedroht fühlen sich die Menschen in Bremen" und „dies fordern sie“. Genau wie vorgegeben.

Sprich: Das einzige, was dabei herauskommen kann, ist Benzin in das Feuer der Brandstifter.

Wow, buten & binnen fühlt sich arg angegriffen von meiner Mail...

"Inhaltlich möchten wir wie folgt Stellung nehmen: Während der Corona-Zeit sind wir über unsere Online-Befragungen intensiv mit den Menschen vor Ort im Kontakt geblieben. Durch die einmalige Situation, dass die politischen Maßnahmen meistens direkten Einfluss auf den Alltag der Bürgerinnen und Bürger hatten, konnten wir gut nachvollziehen, an welchen Stellen es Schmerzpunkte gab und wo die Meinungen auseinandergingen.

Obwohl es in der Pandemie immer wieder Momente gab, in denen viele Menschen unglücklich oder auch unzufrieden mit der Politik waren, haben wir auf diese Weise stets differenzierte Rückmeldungen erhalten und diese im Programm abgebildet. Da wir üblicherweise als eine Antwortoption offene Kommentare zulassen, erhalten wir stets Perspektiven und Erfahrungen, die außerhalb unserer Lebenswelten liegen, was ein explizites Ziel unserer Umfragen ist."

Ich hatte ihnen nämlich nahegelegt, sich professionell über die Wirkungen ihrer Fragen beraten zu lassen 😉

Offene Kommentare, die auf 400 Zeichen begrenzt sind und üblicherweise in den resultierenden Berichten nicht auftauchen sind... eher unzureichend.

"Unsere Fragen sind neutral formuliert und orientieren sich an dem, was politisch gerade verhandelt wird. Als öffentlich-rechtlicher Sender sind wir in unserer Berichterstattung unabhängig und dies spiegelt sich auch im Dialog mit den Bürgern vor Ort wider."

Das ist mindestens hart am Rand der Wahrheit. Ja, sie fragen das, was gerade im Raum steht, aber eben nicht, ob das sinnvoll ist, ob es die Leute überhaupt interessiert, ob sie sich überfordert fühlen, oder wie sie die Ideen und die Diskussion einschätzen. Es ist keine unabhängige Berichterstattung, solche Aspekte wegzulassen.

"Ihre Wünsche mit Blick auf tieferliegende Fragen sind (nicht nur) in dem Kontext schwer zu stellen. In der Tat gehen auch wir davon aus, dass die Wenigsten wissen, wie das Asylrecht funktioniert. Gleichzeitig denken wir, dass es den Menschen möglich sein muss, Ansichten zu formulieren, die sie aus ihrem Alltag gewonnen haben. Dabei ist es unsere Aufgabe, gefühlten Wahrheiten mit tatsächlichen Fakten zu begegnen. Genau das machen wir in unserer Berichterstattung über die Radio Bremen Meinungsmelder."

Mit anderen Worten: Sie teilen meine EInschätzung über die Qualität der Antworten, machen aber den üblichen Unfug, dies mit "Fakten" zu kontern, was an der abgefragten und durch den Bericht verstärkten Gefühlslage absolut nichts ändert...

Aber das hier ist schon krass:

"Ihre These, dass allein die (klassischen) Medien und die Politik für die aktuelle Debatte verantwortlich sind, halte ich für falsch. Es gibt viele Akteure, die sich über die sozialen Medien Gehör verschaffen und sich dabei jeglicher zivilisatorischer Umgangsformen verweigern. Dadurch werden sie stärker wahrgenommen als jeder publizistisch aufbereitete Beitrag, der sich um eine differenzierte Sichtweise bemüht. Den Menschen eine Meinung abzusprechen, ist keine Lösung."

Dass sie alleine verantwortlich sind habe ich gar nicht geschrieben, sondern dass sie sich daran beteiligen. Und wenn andere auf anderen Kanälen viel stärker wahrgenommen werden, ist das noch lange kein Grund, auf der Nebenspur in die gleiche Richtung zu fahren.

tl;dr ich sehe keine Bereitschaft, ihren Umgang mit solch sensiblen Themen zu verändern.

Immerhin:

"Bitte verfolgen Sie unsere Berichterstattung am 6. November. Wenn Sie danach immer noch den Eindruck haben, wir würden die Menschen aufhetzen, dann lassen Sie uns nochmal miteinander in den Kontakt treten."

Ich denke, das werde ich tun :smiling face: