KI-Tool versteckt Inkompetenz
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Ein Vibe-Coder schreibt ohne es zu merken auf X, wie kaputt Vibe-Coding ist: Ein Staging-System greift direkt auf die Produktionsdatenbank zu. Keine Versionskontrolle mit Git. Tests funktionieren laut den Posts nur auf dem Produktionssystem. Und der Höhepunkt: Ein KI-Tool warnt explizit „I can not be trusted, I will violate the rules“ und „hire human developers you can trust“ – trotzdem verwendet der Typ das Tool weiter.
Das zeigt nicht nur technische Unfähigkeit, sondern auch, wie sich schlechte Arbeitsweise als normal durchgesetzt hat. Versionskontrolle, getrennte Umgebungen und Backups werden behandelt wie Luxus-Features, obwohl sie Grundausstattung professioneller Arbeit sind. Es ist, als würde ein Architekt Fundamente als „nice to have“ betrachten.
Das Absurde: Ein Tool warnt explizit vor seinem Missbrauch, und die Reaktion besteht darin, es genau für diesen Zweck zu verwenden. Diese Realitätsverweigerung wird unter dem Label „Vibe Coding“ romantisiert.
„Vibe Coding“ ist ein Euphemismus für planlose Nachlässigkeit. Der Begriff suggeriert intuitive, kreative Arbeit, versteckt aber den Verzicht auf methodische Sorgfalt und professionelle Standards. Diese Umdeutung macht Unfähigkeit zur Tugend.
Die Mechanik ist simpel: Komplexe Systeme werden durch unzuverlässige Tools versteckt, während Nutzer diese Vertuschung als Befreiung von der Notwendigkeit interpretieren, die zugrundeliegenden Systeme zu verstehen. Das Ergebnis: Kritische Infrastruktur wird von Leuten verwaltet, die deren Funktionsweise nicht begreifen.
Wie verblendet muss man eigentlich sein, um trotz offensichtlicher Ahnungslosigkeit ein Softwareprodukt bauen, betreiben und kommerzialisieren zu wollen – wenn man nicht mal die eigene Produktionsdatenbank schützen oder ein Backup erstellen kann? Diese systematische Selbstüberschätzung ist charakteristisch für Dudes, die glauben, sie können trotz Inkompetenz die Welt beherrschen. Das machen sie natürlich, um Geld zu sparen – an Menschen. Menschen gehen woanders hin, wenn du ein scheiß Chef bist oder deine Infrastruktur eine Katastrophe. Vibe-Coding Tools hingegen lügen dich nur an. Diese Tools werden zu Ausreden-Generatoren: Anstatt kompetente Entwickler zu bezahlen, wird die eigene Unfähigkeit an Systeme delegiert, die selbst vor ihrer Unzuverlässigkeit warnen und inkompetent sind. Das Ergebnis sind Geschäftsmodelle, die auf systematischer Verantwortungslosigkeit basieren.
Ich bin selbst kein großartiger Entwickler. Aber selbst mir ist klar, dass man so definitiv NICHT entwickelt. Wer seine Produktionsdatenbank nicht vor seinem eigenen Staging-System schützen kann, sollte keine Software entwickeln. Wer KI-Tools verwendet, die explizit vor ihrem Missbrauch warnen, disqualifiziert sich selbst. Ihr setzt mich ja auch nicht in eure Firma und lasst mich an der Datenbank und dem Produktivsystem herumspielen.
Beim Coden und Technologie betreiben geht es nicht um „Vibe“, nur weil einige Gruppierungen, die sich um Tools und Infrastruktur kümmern, einen Vibe haben. Die Katzenohren-Nightcore-Emacs-Fraktion ist genauso ein Klischee wie die Furry-Community – letztere betreibt faktisch kritische Infrastruktur. „All modern communication would collapse if about 50 people, most of which are furries, decided to turn their pager off for a day“, formuliert ein Tweet pointiert. Die Furry-Community ist überproportional in der IT-Branche vertreten, von Apple über Google bis Amazon arbeiten sie in Schlüsselpositionen. Der entscheidende Unterschied zu pseudo-professionellem „Vibe Coding“: Diese Leute setzen voraus, dass man direkt mit dem Code arbeitet, die Maschine versteht und bewusste Entscheidungen trifft. „Vibe Coding“ ohne fundierte Kenntnisse ist keine Innovation – es ist Kapitulation vor der Komplexität moderner Systeme. Und diese Kapitulation gefährdet kritische Infrastrukturen unserer digitalen Gesellschaft.
Titelbild: Screenshot von x.com/jasonlk/status/194606956…
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